Das Konzert der Wildnis

Reisebericht

Ein Reisebericht von Kirsten Bunge.

Die Sehnsucht nach Afrika war riesig: Corona-bedingt war die letzte große Reise in 2019 und nun sollte es endlich wieder nach Kenia gehen, für mich eines der schönsten und abwechslungsreichsten Safari-Länder. Nach zwei Wochen Quarantäne konnten mein Mann und ich im Januar endlich unsere Reise antreten. So war es umso aufregender, mit gepackten Reisetaschen und einem negativen PCR-Test endlich im Taxi zu sitzen und in die Ferne aufzubrechen – auf Safari!
Mit Lufthansa geht es direkt ab Frankfurt nach Nairobi und nach 7.45 Stunden kommen wir entspannt nach einem angenehmen Flug in der Business Class mit einer netten Crew und hervorragendem Essen auf dem Jomo Kenyatta Flughafen an. Hilda von der Agentur Tradewinds schleust uns an den Schlangen vor der Port Health Kontrolle und Immigration vorbei. Ein Service, den wir auch für unsere Kunden buchen und der gerade in Corona-Zeiten die Einreise sehr vereinfacht. Draußen vor dem Flughafen sehen wir einige Abholer, wir entdecken recht schnell unser Namensschild und dahinter Justar von unserer Partneragentur Cheli und Peacock. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir das House of Waine, ein kleines Boutiquehotel in Karen. Es wurde gerade komplett renoviert und hat sich doch nach meinem letzten Besuch sehr verändert, die Zimmer sind heller und moderner und es ist nach wie vor ein guter, ruhiger Ort, um auszuschlafen.

Am anderen Morgen werden wir um 8 Uhr von Justar abgeholt und zum nationalen Flughafen Wilson gebracht, von hier starten die Safari-Flugzeuge. Der grüne Stadtteil Karen liegt optimal, in 15 Minuten sind wir am Flughafen. Wir haben Glück, an Bord unserer Cessna sind keine weiteren Gäste – wir haben die beste Sicht und sitzen direkt hinter dem Piloten. Es geht über die Riffkante Richtung Masai Mara. Ich bin immer wieder fasziniert über die schier endlose Weite, nichts als Natur und in der Ferne ist ein kleiner Streifen als Airstrip zu erkennen. Kurz vor der Landung auf dem Airstrip der Mara Conservancy tummelt sich eine Elefantenherde unter uns, ein schöner Willkommensgruß.
Nelson vom Sanctuary Olonana empfängt uns; schon auf dem kurzen Weg vom Airstrip zur Lodge sehen wir viele Elefanten, Zebras, die verschiedensten Antilopen. Das Sanctuary Olonana liegt idyllisch am Fluss und ähnelt eher einer südafrikanischen Lodge mit seinen großen Chalets direkt am Fluss, mit riesigen Panoramafenstern, freistehender Badewanne und Tagesbett auf der Terrasse. Zum Akklimatisieren eine optimale Lodge.
Es bleibt sogar noch ein wenig Zeit, um einmal in Pool zu springen. Dann brechen wir mit Nelson zur Pirschfahrt auf und erleben etwas ganz Besonderes an diesem späten Nachmittag: wir entdecken einen Serval und können diese grazile Katze auf ihrer Jagd für längere Zeit allein beobachten. Ein wunderschönes Tier, was man nicht so oft in der Wildnis zu Gesicht bekommt. Aber auch unzählige Elefanten durchqueren unseren Weg oder begleiten uns, Zebras grasen und fressen sich satt. Es ist so eine beeindruckende Landschaft: sehr grün, kleine Blumen sprießen überall. Nachdem die „short rains“ im November ausgefallen sind und sich alle über die Dürre beklagt haben, insbesondere die Maasais mit ihren Tierherden, hat es nun seit ein paar Tagen kräftig geregnet und für die Tiere ist es wie im Schlaraffenland. Und auch für uns, es riecht nach frischem Gras und feuchter Erde und tut so gut, wieder in der Wildnis zu sein.

Da wir beruflich unterwegs sind und uns so viele Camps wie möglich in einer Woche anschauen wollen, geht es nach einer erholsamen Nacht und nach einer richtig guten Massage, die wir vor dem Frühstück genießen, schon weiter. Nelson bringt uns mit seinem Landcruiser zu einem Treffpunkt, eine Schirmakazie auf halbem Weg zur Mara North Conservancy, wo wir unseren Guide John vom Elephant Pepper Camp treffen. John hat einen kleinen Tisch dort gedeckt: Kaffee, Tee und ein kühles Tusker Bier erwarten uns. Nelson und John kommen aus demselben Maasai Dorf und sind zusammen zur Schule gegangen, ein willkommenes Wiedersehen. Mit John geht es dann weiter in mein Lieblingscamp, dem Elewana Elephant Pepper Camp in der Mara North Conservancy. Zu meiner Freude hat sich nach so vielen Jahren kaum etwas verändert, es ist immer noch ein klassisches, authentisches Camp. Die 10 Zelte bieten alles, was man braucht. Ohne viel Schnickschnack, ausreichendem Komfort mit bequemen Betten, einer Dusche, kleinem Schreibtisch und einer Veranda mit zwei typischen Safari-Regiestühlen.
Im Elephant Pepper Camp bleiben wir sogar zwei Nächte, wie erholsam und herrlich. Denn das Essen ist ein Traum, mit einem Strahlen, dass seine große Leidenschaft fürs Kochen zeigt, stellt John Mark zu jeder Mahlzeit die vielen Köstlichkeiten in den kleinen Schälchen vor. Die ganze Stimmung im Elephant Pepper Camp ist persönlich und herzlich, daher fühle ich mich hier immer richtig wohl. Die Game Drives sind sensationell, denn es gibt nur insgesamt 12 Camps in der Mara North Conservancy und jetzt im Januar ist es noch besonders ruhig. Wir haben ein Pirschfahrzeug für uns und können stundenlang in aller Ruhe Tiere beobachten. Wir müssen uns manchmal zwicken, hier draußen in Kenia in der Wildnis zu sein, weit weg vom Alltag, von Corona, …
Es gibt so viele Raubkatzen mit Jungtieren. Wir sehen kleine Gepardenbabys, die mit ihrer Mutter zum Trinken gehen oder neugierig auf den Baum klettern, eine Leopardin, die ihren Jungen das Jagen beibringt – und das alles ganz nah an unserem Auto. Obwohl wir schon oft auf Safari waren, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zwei Stunden lang beobachten wir ein 15-köpfiges Löwenrudel, das morgens in aller Früh noch faul unter einem Busch liegt. Dann langsam strecken sich die ersten aus dem Rudel, die Löwinnen und die Jungen putzen sich gegenseitig und die Kleinsten beginnen, wild herumzutoben. Dann setzt die Leitlöwin mit ihrem Schwanz und Ohren ein eindeutiges Signal und das ganze Rudel marschiert zu einer Ebene, wo wir Zeugen einer perfekt organisierten Jagd werden. Wir stehen mit unserem Pirschfahrzeug etwas erhöht und haben den besten Überblick über die ganze Ebene. Es tummeln sich dort verschiedene Antilopenarten, Büffel, Zebras, ein Straußenpaar und Warzenschweine. Die Löwen teilen sich auf, umkreisen großflächig die Tiere, beschneiden Fluchtwege. Dann verfolgt eine Löwin jagend ein Warzenschwein, sie gibt auf, ist aus der Puste, da das Warzenschwein sehr schnell rennen kann. Aber leider macht das Warzenschwein einen großen Fehler, es verkriecht sich gewissermaßen in einem Loch. Und so grausam wie die Natur manchmal ist, die Löwen buddeln und buddeln und töten am Ende das Warzenschwein.
Wir ziehen nach diesem Naturschauspiel weiter zum Mara River, riesige Krokodile liegen faul in der Sonne, Hippos schützen sich vor einem Sonnenbrand im Wasser und grunzen gelegentlich. Vögel waten durchs Wasser, ein Fischadler sitzt oben auf einer Baumkrone. Irgendwie erinnert dieser Fleck Erde an ein Paradies. Das wird aber noch getoppt, nach einem kleinen Schlenker am Mara River entlang, erblicken wir einen langen, gedeckten Tisch, ein traumhaftes Setting für ein Buschbreakfast. Der Magen knurrt und auch hier ist John Mark ein wahrer Künstler, es gibt einfach alles, was das Herz begehrt, und nicht einfach nur ein Rührei…, sondern wieder alles kreativ zubereitet in Tacos, kleinen Schälchen und Gläsern. Ein weitererTisch mit einer Waschschüssel und eine mobile Toilette stehen auch bereit.
Ich möchte nicht zu sehr schwärmen, vielleicht ist John Mark nachher im Urlaub, wenn Sie kommen. Ich kann hier nur sagen, das Essen ist in den Elewana Camps immer erstklassig. Nach so viel gutem Essen sehnen wir uns nach Bewegung und das ist in den meisten Camps in besonderen Conservancies wie der Mara North Conservancy möglich. Nach dem Frühstück starten wir mit einem Bush Walk, begleitet von zwei bewaffneten Guides, die dafür speziell ausgebildet sind. Es wird sehr auf unsere Sicherheit geachtet, John und der Guide des anderen Paares aus unserem Camp warten in gewisser Distanz und sind per Funk erreichbar.
Eine kleine Siesta steht an, schließlich sind wir seit 6 Uhr morgens unterwegs. Am späten Nachmittag geht es wieder auf die Pirsch. Wir genießen bei der Rückkehr im Camp und zum Anbruch der Dunkelheit am Feuer das Gespräch mit den anderen Gästen und Daniel, dem Camp Manager. Ein Gin Tonic, ein Tusker Bier oder ein kühler Wein runden den Sundowner am Feuer ab und am Horizont, die Aussicht ist wieder endlos, sehen wir die ersten Blitze. Nachts prasselt der Regen auf das Zeltdach und draußen grunzt ein Hippo auf unserem Rasen vor der Veranda, ein natürlicher Rasenmäher. So richtig tief können wir nicht schlafen, zu viele Geräusche, das Hippo, die brüllenden Löwen unweit des Camps, das Heulen der Hyänen, der Warnruf von Zebras. Es ist wie ein Konzert, dem wir lauschen. Morgens zeigt uns Daniel dann die frischen Löwenspuren im Camp. Es ist halt Wildnis pur!
Wir sind hier erst am 4. Morgen unserer doch kurzen Reise und ich denke an das Zitat von Ernest Hemingway: „Ich kann mich an keinen Morgen in Afrika erinnern, an dem ich aufgewacht bin und nicht glücklich war.“ So ergeht es uns, als wir aufwachen, aus unserem Moskitonetzfenster schauen, in die endlose Ebene und die Sonne am Horizont aufgehen sehen.
An den kommenden Tagen haben wir noch einige Camps für Sie angeschaut und so viel erlebt, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Einige Manager, die wir abends am prasselnden Lagerfeuer kennengelernt haben, sind wirklich die Seele des Camps wie zum Beispiel Minnie von dem Kicheche Valley Camp. Alle Kicheche Camps haben sensationell hervorragende Guides und sind für alle Safari-Liebhaber eine erstklassige Empfehlung, besonders für Fotografen.
Wer ausgesprochenen Luxus sucht, ist in den Great Plains Camps gut aufgehoben z.B. im Mara Nyika, Mara Expedition Camp, Mara Plains Camp oder Mara Toto Camp. Wir waren dieses Mal im Mara Nyika Camp in der Naboisho Conservancy und konnten mit Marietta, der Camp Managerin, abends bei einem guten Wein herzlich lachen und über das Leben philosophieren.
Wir haben uns auf dieser Reise auf das riesige Gebiet der Masai Mara konzentriert. Kenia hat aber noch viel mehr schöne Nationalparks und Conservancies zu bieten und ist daher ausgesprochen abwechslungsreich, sei es der Amboseli Nationalpark, Samburu National Reserve oder Lewa Wildlife Conservancy. Ich komme daher immer wieder ins Schwärmen, wenn ich von Kenia erzähle.
Leider hatten wir keine Zeit mehr, uns noch ein paar Tage an der Küste zu erholen. Aber wir kommen so bald wie möglich wieder, denn das Reisen wird aktuell deutlich einfacher und in wenigen Stunden ist man weit weg vom Alltag – in der Wildnis Kenias.